21. März 2023

Osteosynthese eines knöchernen Strecksehnenabrisses am Fingerendgelenk

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Reißt die Strecksehne am Fingerenglied mit einem Knochenfragment ab und hat sich dieses stark verschoben, kann es offen gerichtet und mit feinen Metallimplantaten fixiert werden.

Operationsprinzip

Die Streckseite des Fingerendgelenks wird über einen kleinen Hautschnitt geöffnet. Das kleine Abrissfragment, an dem die Strecksehne ansetzt, wird millimetergenau eingepasst. Die Fixierung an der Abrissstelle erfolgt mit Minischrauben oder kleinen Metallstiften und einer Drahtschlaufe.

Vor der Operation

Allgemeine Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen waren Gegenstand des Vorbereitungsgesprächs. Über das Verhalten vor der Operation wurde mit dem Anästhesisten gesprochen, speziell über Medikamente, Essen und Trinken am OP-Tag. Im Besonderen gilt dies für eine eventuelle Blutverdünnung und Allergien (Penicillinallergie).

Hautveränderungen im OP-Bereich am Finger sollten dem Operateur bekannt sein. Dies gilt auch für bestehende Infektionen im Bereich des Nagelwalls.

Betäubung

Eine örtliche Betäubung nur des Fingers ist prinzipiell möglich. Die für den Eingriff notwendige Blutleere kann durch eine Zügelung des Fingers erzielt werden.

Besser ist eine im Armbetäubung („Plexusanästhesie“). Muskeln und Sehnen sind dabei entspannt und die für den Eingriff notwendige Blutleere kann mit einer Manschette am Oberarm besser realisiert werden.

Bei der Armbetäubung („Plexusanästhesie“) wird das Narkosemittel in die Achselhöhle in die Nähe der Armnerven eingespritzt. Die Lage der Kanüle wird dabei im Ultraschall kontrolliert. Man kann wach bleiben; die Risiken einer Vollnarkose werden vermieden. Eine solche „Plexusbetäubung“ kann mit einem Schlaf- oder Beruhigungsmittel (z.B. „Propofol®“) kombiniert werden, ohne dass dies mit einer vollständigen Narkose gleichkommt. Die Wirkungsdauer einer Armbetäubung ist stark vom verwendeten Mittel abhängig und kann bis zu 12 Stunden anhalten.

Immer ist auch alternativ eine Vollnarkose möglich.  

Eingriff

Der Hautschnitt liegt über der Streckseite des Fingerendgelenks. Das kleine Abrissfragment, an dem die Strecksehne befestigt ist, wird mobilisiert und zwischen den Frakturfragmenten befindliches Blut und Narbengewebe minutiös entfernt. Anschließend erfolgt das Einrichten der Knochenfragmente unter Sicht. Das kleine Abrissfragment wird mit einer Minischraube oder zwei kleinen Metallstiften und einer zusätzlichen Drahtschlaufe fixiert. Das erzielte Ergebnis wird noch während der Operation unter einem mobilen Röntgengerät kontrolliert und dokumentiert.

Stimmt alles, wird die Haut genäht. Ein steriler Verband wird angelegt, ebenso eine Schiene, die das Endgelenk in gestreckter Position hält.

Nach der Operation

Nach einer ambulanten Operation kann man anschließend das Krankenhaus wieder verlassen. Sie sollten nicht selbst am Steuer sitzen! Die Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel ist prinzipiell möglich.

Die Hand ist verbunden und geschient. Sie sollte am Operationstag nicht längere Zeit herunterhängen. Schmerzmittel wurden mitgegeben, die Dosierung mit dem Anästhesisten besprochen. Nicht erträgliche Schmerzen können Hinweis auf eine Komplikation sein wie z.B. eine Blutung. Manchmal ist auch ein zu enger Verband die Ursache.

Am ersten Tag nach dem Eingriff wird der Verband gewechselt, eine Röntgenkontrolle durchgeführt und die Schiene wieder angelegt. Nach 10 Tagen werden die Fäden gezogen. In den meisten Fällen wird in den ersten Wochen nach der Operation zur Sicherheit eine kleine Kunststoffschiene („Stack-Schiene“) getragen. Um das sehr kleine Knochenfragment nicht zu schädigen, beginnt die aktive Bewegung erst allmählich und vorsichtig. Dies kann von Fall zu Fall ganz unterschiedlich sein, abhängig von der bei der Operation erzielten Festigkeit.

Risiken und Komplikationen

Die Heilungstendenz eines knöchernen Strecksehnenabrisses ist hinsichtlich der knöchernen Konsolidierung ausgesprochen gut. Wundheilungsstörungen und Infektionen sind bei operativer Behandlung sehr selten. Allerdings kann die stabile Fixierung des sehr kleinen Knochenfragmentes schwierig sein. Eine Beschädigung durch den Operationsvorgang ist ebenso möglich wie eine Verschiebung im Verlauf nach der Operation.

Bei allen Operationen in der Nähe des Nagelbetts steht ein gewisses, wenn auch insgesamt geringes Infektionsrisiko.

Ergebnis und Ausblick

Eine bleibende Einschränkung der Beweglichkeit für das betroffene Gelenk ist häufig auch bei unkomplizierter Knochenbruchheilung nicht vollständig zu vermeiden.

Gelingt die Wiederherstellung der Gelenkfläche nicht perfekt, kann es nach Jahren zur Arthrose des Gelenks kommen.

Letzte Aktualisierung: 12.2.2023