19. März 2024

Arthrose des Daumensattelgelenks („Rhizarthrose“)

Druckversion als PDF Häufig gestellte Fragen Trapeziumentfernung

Das Daumensattelgelenk ermöglicht die Gegenüberstellung des Daumens zu den Fingern. Bei einer Arthrose des Sattelgelenks ist der feste Griff zwischen Daumen und Fingern schmerzhaft eingeschränkt.

Der Daumen zeichnet sich gegenüber den Fingern durch eine gute Beweglichkeit zwischen der Handwurzel und dem ersten Mittelhandknochen aus: Er kann so den Fingern zum Greifen gegenübergestellt werden. Das hierzu notwendige Gelenk (Daumensattelgelenk) ist in allen Richtungen des Raums beweglich. Seine Form erinnert an die eines Sattels mit zwei einander gegenübergestellten sattelförmigen Gelenkflächen.

Fortgeschrittene Arthrose des Daumensattelgelenks

Die Arthrose des Daumensattelgelenks („Rhizarthrose“) ist eine der häufigsten Verschleißerkrankungen der Hand. Sie tritt häufiger bei Frauen als bei Männern und mehr im mittleren und höheren Lebensalter auf. In der Regel bestehen in unterschiedlichen Grade Arthrosen der Fingermittel- und Endgelenke („Polyarthrose“) und auch des Handgelenks „Peritrapezoidalarthrose“). Eine spezielle Ursache für die Entstehung der Polyarthrose ist nicht bekannt. Wesentlich seltener tritt die Arthrose des Sattelgelenks sekundär bei entzündlichen Gelenkerkrankungen oder nach Frakturen des Mittelhandknochens ein.

In ihrem allmählichen, über Jahre währenden Verlauf führt die Sattelgelenksarthrose zu knöchernen Verdickungen am Rand des Gelenks. Auch allmählich im Laufe von Jahren wandert der erste Mittelhandknochen aus dem Gelenk heraus. Der Daumen steht dann zur Handfläche hin eingeschlagen. Die Handöffnung wird zunehmend behindert.

Verdicktes Daumensattelgelenk
bei fortgeschrittener Arthrose

Arthrosebedingte Schmerzen sind nicht durch die Veränderungen des Knorpels ausgelöst, sondern durch die entzündliche Reaktion der Gelenkinnenhaut. Häufige Symptome sind Schmerzen an der Basis des Daumens beim festen Zufassen wie beim Aufdrehen von Verschlüssen. Es kommt zum plötzlichen Fallenlassen von Gegenständen durch einschießende Schmerzen. Wie bei anderen Arthroseformen können Schmerzen auch episodisch und in unterschiedlicher Intensität auftreten.

In späten Stadien steift das Sattelgelenk ein. Als Folge entwickelt sich eine Überbeweglichkeit im nachfolgenden Daumengrundgelenk. Dieses wird nach hinten überstreckbar ist und kompensiert damit die Einschränkung des Sattelgelenks zum Teil. Es kann hier mit der Zeit zu zusätzlichen Beschwerden in diesem Gelenk kommen.

Eine Sattelgelenksarthrose kann schon äußerlich an der sichtbaren Verdickung erkannt werden. Eine einfache Röntgenuntersuchung des Daumensattels in zwei Ebenen oder auch eine Ultraschalluntersuchung ist zur Diagnosestellung ausreichend. Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie (CT) sind nicht erforderlich.

Die medizinische Behandlung kann den Verlauf der Polyarthrose nicht beeinflussen. Wie bei anderen Arthroseformen dient sie nicht zur Verhinderung einer Verschlechterung der Knorpelveränderungen selbst, sondern zur Linderung arthrosebedingter Schmerzen. Eine Behandlung ist daher nur bei vorhandenen Beschwerden angezeigt und ist zu Beginn konservativ.  Zu den häufig angewandten konservativen Verfahren gehören:

Eine Schienenruhigstellung des Daumensattels hilft bei akuten Schmerzepisoden. Dauerhaft angewendet fördert eine Immobilisierung jedoch den Knorpelabbau. 

Eine Medikamentenanwendung kann durch Einnahme, Salbenauftrag oder als Injektion direkt in das Sattelgelenk (meist Kortison oder Hyaluronsäure) erfolgen. Die Wirksamkeit einer Kortisoninjektion in das betroffene Gelenk ist durch Untersuchungen gut belegt; ihre Wirkungsdauer ist dabei individuell sehr unterschiedlich. Die Wirkungsdauer der konservativen Behandlung ist von unterschiedlicher Dauer, der Erfolg im Einzelfall sehr unterschiedlich.

Auch die Behandlung mit Röntgenstrahlen kann in Form einer Injektion von radioaktivem Material direkt in das Gelenk („Radiosynoviorthese„) oder als sogenannte Röntgenreizbestrahlung von außen und ist vor allem bei entzündlicher Aktivität und akuten Schmerzepisoden wirksam.

Führen konservative Verfahren nicht zu einer akzeptablen Schmerzlinderung, kommen operative Verfahren in Betracht. An operativen Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:

Die arthroskopische (Im Rahmen einer Gelenkspiegelung) Entfernung entzündeter Gelenkinnenhaut und beschädigten Knorpelanteile

Das Einsetzen eines künstlichen Sattelgelenks (Endoprothese)

Die Entfernung des das Sattelgelenk bildenden ersten Handwurzelknochens („Resektionsarthroplastik)

Versteifung („Arthrodese“) des Sattelgelenks.

Bei der sogenannten arthroskopischen Gelenktoilette wird eine sehr kleine Optik (Durchmesser: 1,9 mm) in das Gelenk eingesetzt. Über einen zweiten kleinen Schnitt wird ein motorgetriebenes Instrument eingeführt, mit dem entzündete Innenhaut und beschädigte Knorpelanteile entfernt werden. Der Erfolg dieser Maßnahme ist vorübergehend. In manchen Fällen kann so eine größere operative Maßnahme hinausgezögert werden. Das Einsetzen eines künstlichen Daumensattelgelenks (“Endoprothese”) ist ein inzwischen etabliertes Behandlungsverfahren. Voraussetzung ist, dass die Form des ersten Handwurzelknochens noch im Wesentlichen erhalten ist. Geeignet ist das Verfahren damit eher für frühere Stadien der Arthrose, bei denen noch keine stärkere Deformierung vorhanden ist. Eine Endoprothese kann in relativ kurzer Zeit zur Besserung der Schmerzen führen. Künstliche Sattelgelenke lockern sich nach einigen Jahren, sodass dann weitere Maßnahmen notwendig sind.

„Resektionsarthroplastik“

Mit der Entfernung des ersten Handwurzelknochens (“Os trapezium”) kann eine Besserung der Schmerzen unter Erhalt der Beweglichkeit erzielt werden („Resektionsarthroplastik”). Im Rahmen dieser Operation kann die Stabilität durch die Aufhängung des ersten Mittelhandknochens mit einem Sehnenstreifen verbessert werden. Mit einer solchen Resektionsarthroplastik resultiert in den meisten Fällen eine deutliche Schmerzlinderung. Auch nach gelungener Arthroplastik vergeht jedoch ein längerer Zeitraum bis zur schmerzfreien Belastbarkeit. Man muss mit einer Zeitspanne von drei bis sechs Monaten rechnen. Gegenüber einem gesunden Daumensattelgelenk besteht zumindest anfangs eine Kraftminderung bei erhaltener Beweglichkeit. Bei starker vorbestehender Arthrose nimmt die Kraft nach der Operation mit der Zeit eher wieder zu. Nachteilig ist der lange Zeitraum, bis nach der Operation wieder ein kraftvolles Zufassen möglich ist.  Der eingetretene Erfolg ist nachhaltig. Eine Verschlechterung in der Zukunft ist nicht zu befürchten. In seltenen Fällen können jedoch trotz technisch einwandfreier Operation ohne erkennbare Ursache Beschwerden fortbestehen. Folgeoperationen können in diesen Fällen zu einer Schmerzreduktion führen.

Die Versteifung („Arthrodese“) des Sattelgelenks führt zu einer Schmerzlinderung ohne Stabilitätsminderung, jedoch auch zu einem vollständigen Verlust der Beweglichkeit im Sattelgelenk. Daumengrundgelenk und Daumenendgelenk bleiben beweglich. Ein Greifen mit den Fingern ist möglich und auch schmerzfrei.

Empfehlung

Ein früher Behandlungsbeginn bessert nicht den Spontanverlauf der Erkrankung und kann daher hinausgezögert werden.

Schmerzen im Anfangsstadium können konservativ behandelt werden. Eine Schiene ist zwischenzeitlich hilfreich; schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente können vorübergehend Erleichterung verschaffen. Die wirksamste konservative Behandlung ist in den meisten Fällen eine Medikamenteninjektion direkt in das betroffene Gelenk.

Eine Operation empfiehlt sich, wenn andauernde Schmerzen bestehen, die konservativ nicht zufriedenstellend beseitigt werden können, insbesondere dann, wenn Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen werden.

Im frühen Arthrosestadium kommen arthroskopische Gelenktoilette oder endoprothetischer Gelenkersatz infrage.

Die Resektionsarthroplastik stellt ein zuverlässiges Verfahren dar, das zu einer nachhaltigen Besserung führt. Eine Endoprothese führt schneller zur Beschwerdefreiheit. Folgeoperationen sind nach späterer Lockerung der Prothese notwendig. Eine Versteifung ist nur in seltenen Ausnahmefällen angezeigt.

Die Resektionsarthroplastik stellt nach wie vor das operative Standardverfahren zur Behandlung der schmerzhaften Sattelgelenksarthrose dar.

Letzte Aktualisierung: 8.1.2024