19. März 2024

Enchondrom

Druckversion als PDF Häufig gestellte Fragen

Gut- und bösartige Gewebeneubildungen können prinzipiell von jedem Gewebe des Körpers, auch vom Knochengewebe ausgehen. Das so genannte Enchondrom ist der häufigste gutartige Knochentumor an der Hand.

Das gleiche Enchondrom im Kernspintomogramm („MRT“)
Enchondrom am Fingerendglied

Bei einem Enchondrom vermehren sich knorpelige Zellen. Dies eignet sich im Inneren des Knochens in einem Bereich, der normal nicht von Knorpel überzogen ist. Der Tumor wächst extrem langsam über Jahre und nimmt langsam an Größe zu. Dies ereignet sich vollständig schmerzfrei sodass in den ersten Jahren der Tumorentwicklung keinerlei Symptome auftreten.
Als Reaktion auf das Tumorwachstum bildet sich der umgebende gesunde Knochen ganz allmählich zurück. Die Festigkeit nimmt ab. Im weiteren Verlauf kann es sein, dass der knorpelige Tumor durch den Knochen hindurchtritt. Als Folge des Tumors und der Ausdünnung des umgebenden Knochens kommt es irgendwann in dessen Entwicklung zum Bruch des Knochens. Aufgrund der Schwächung der Knochenstruktur ist hierzu keine große Kraft notwendig. Man bezeichnet dies als eine
pathologische Fraktur.

Trotz des Tumors ist die Heilungstendenz einer solchen pathologischen Fraktur ausgesprochen gut. Die Heilungsdauer ist meist kürzer als nach „normalen“ Frakturen.

Die Ursache der Entstehung ist wie bei den meisten Tumoren nicht bekannt.
Symptome bestehen in der Anfangsphase nicht. Nimmt die Festigkeit des Knochens ab, kann dieser
ohne adäquates Trauma brechen: es kommt zu einer „pathologischen Fraktur“.
Bei manchen Enchondromen kommt es zu einer äußerlich sichtbaren Verdickung des Fingers im
Tumorbereich. Sofern keine Fraktur eintritt, ist die Tumorentwicklung schmerzfrei und verläuft lange – häufig über Jahre – unbemerkt.
Bei der Untersuchung führt ein einfaches Röntgenbild in aller Regel zur Diagnose. Weitergehende
Untersuchungen wie Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) sind nur im
Ausnahmefall notwendig.
Gut- und bösartige Gewebeneubildungen können prinzipiell von jedem Gewebe des Körpers,
auch vom Knochengewebe ausgehen. Das Enchondrom ist der häufigste gutartige
Knochentumor an der Hand.

Die Behandlung eines Enchondroms ist operativ: Wird ein Enchondrom festgestellt und liegt noch
keine Fraktur des Knochens vor, wird der befallene Abschnitt des Knochens eröffnet und das
krankhafte Gewebe entfernt. Es resultiert ein Knochendefekt entsprechend der Größe des Tumors.
Auch ohne weitere Maßnahmen füllt sich der Knochendefekt ganz allmählich. In dieser Zeit ist der
Knochen vermindert belastbar. Die Zeitspanne hängt von der Größe des Defektes ab.
Eine schnellere Ausbildung belastbarer Knochenstruktur wird durch Übertragung von gesundem
Knochen, meist aus dem Beckenkamm erreicht. Ob dies notwendig ist, richtet sich nach der Größe
des Tumors und der Nachbarschaft zu Gelenken. Bei großen Enchondromen verkürzt die Auffüllung
mit Knochengewebe die Zeit bis zur Belastbarkeit des Knochens erheblich. Die Gefahr eines
Knochenbruchs wird reduziert. Insbesondere bei Enchondromen im Gelenkbereich ist dies ein
Argument für eine Übertragung von Knochengewebe.

Eine Fraktur eines mit einem Enchondrom befallenen Knochens hat ohne Operation eine
ausgesprochen gute Heilungstendenz. Dagegen ist die gleichzeitige Entfernung des Enchondroms und
operative Stabilisierung des Knochens technisch problematisch, da der Knochen sehr ausgedünnt ist.
Besteht keine erhebliche Fehlstellung, so wartet man mit der Entfernung des Enchondroms zunächst,
bis die Fraktur fest verheilt ist.
Nicht immer kann ein Enchondrom vollständig operativ entfernt werden. In manchen Fällen kann der
Tumor am Ort erneut auftreten („Rezidiv“). Hierzu bedarf es im Regelfall mehrere Jahre.

In selten seltenen Fällen kann ein Enchondrom mit einem bösartigen Tumor des Knochens
verwechselt werden („low grade“ Chondrosarkom). In diesen Fällen kommt es rasch,
innerhalb von Wochen oder Monaten zum erneuten Auftreten im operierten Bereich.
Grundsätzlich sollte daher auch nach einer erfolgreichen Operation nach einigen Monaten eine
Röntgenkontrolle durchgeführt werden. Auch bei jeder erneuten Größenzunahme im operierten
Bereich ist eine Nachkontrolle notwendig.

Empfehlung

Nach einer pathologischen Fraktur sollte zunächst die Heilung abgewartet und das Enchondrom nach einem Zeitintervall definitiv versorgt werden.

Letzte Aktualisierung: 8.1.2024