Druckversion als PDF Häufig gestellte Fragen
Dupuytren-OP Nadelfasziotomie Kollegenaseinjektion
Bei der Dupuytren’schen Erkrankung handelt es sich um eine gutartige Bindegewebswucherung in der Hand. In ihrem Verlauf entstehen knotige Verdickungen und verhärtete Stränge, anfangs in der Handfläche und später an Daumen und Fingern.
Die neugebildeten Knoten und Stränge tasten sich wie (verkürzte) Sehnen. Es handelt es sich um eine Vermehrung derjenigen Bindegewebsfasern, die die Haut mit den darunter liegenden Strukturen des Bewegungsapparates wie Sehnenscheiden, Bändern und Gelenkkapseln und Knochen verbinden. Eine eigentliche Sehnenverkürzung liegt, wie häufig irrtümlich angenommen, nicht vor.
Ursache und Verlauf
Die Dupuytren’sche Erkrankung ist genetisch bedingt. Es liegt ein sogenannter multifaktorieller Erbgang vor. Dabei kann durchaus einmal eine Generation übersprungen werden. Umstritten ist bis heute, ob eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine Leberschädigung die Krankheitsentwicklung fördern.
Die Entwicklung der Bindegewebswucherungen verläuft in Schüben, wobei sich Aktivitäts- und Ruhephasen abwechseln. Nicht selten beginnt der erste Schub im Anschluss an ein traumatisches Ereignis, auch wenn dies nicht die Ursache der Erkrankung darstellt. Meist finden sich die ersten Veränderungen in der Hohlhand in Form tastbarer Knoten und Stränge. Anfangs wird die Beweglichkeit der Finger oder des Daumens nicht beeinträchtigt. Mit der weiteren Entwicklung treten krankhafte Veränderungen im Verlauf von Daumen und Fingern auf.
Mit der allmählichen Verkürzung der Faserstränge (nicht der Sehnen) entwickelt sich eine zunehmende Beugestellung der betroffenen Finger, die nicht mehr überwunden werden kann. In Spätstadien können die Finger vollständig in die Hand eingeschlagen sein.
Die Diagnose einer Dupuytren’schen Erkrankung kann in den allermeisten Fällen schon bei der körperlichen Untersuchung definitiv gestellt werden. Anderweitige Verdickungen wie gutartige Tumoren und entzündliche Schwellungen sind nur selten mit den typischen Knoten und Streckung einer Dupuytren’schen Erkrankung zu verwechseln. Spezielle Untersuchungsverfahren wie eine Röntgenuntersuchung oder Kernspintomografie (MRT) sind in aller Regel nicht erforderlich. Auch eine Blutuntersuchung ist nicht hilfreich. Diese Untersuchungen sind nur dann notwendig, wenn bei anderweitigen Beschwerden der Verdacht auf zusätzliche krankhafte Veränderungen besteht.
Eine wirksame Vorbeugung gegen die Krankheitsentwicklung ist nicht möglich. Die einzige wirksame nichtoperative Maßnahme, die in frühen Stadien die Entwicklung der Erkrankung nachweislich verlangsamen kann, ist die Behandlung der Hand mit Röntgenstrahlen. Sie führt zu einer verzögerten Krankheitsentwicklung im bestrahlten Areal. Die bereits ausgebildeten Knoten und Stränge werden dabei jedoch nicht beseitigt. Eine Verkrümmung kann mit der Röntgenbestrahlung nicht rückgängig gemacht werden. Eine solche Bestrahlung wird vor einer Verkrümmung durchgeführt. Ist bereits eine Bewegungseinschränkung eingetreten, kann diese mit einer Röntgenbestrahlung nicht mehr beseitigt werden. Eine Röntgenbestrahlung ist nicht ohne Nebenwirkungen. Die Haut wird im bestrahlten Gebiet trockener und ihre Elastizität gemindert. Auch kommt es zu einem wenn auch kleinen Risiko der Entstehung einer Hautkrebserkrankung nach längerem Intervall.
Zahlreiche konservative Behandlungsverfahren sind bislang den Nachweis ihrer Wirksamkeit schuldig geblieben. Dazu gehört eine physikalische Behandlung wie Dehnungsübungen der betroffenen Finger. Dazu gehören auch Medikamentengaben und die Injektion von entzündungshemmenden Substanzen wie Kortisonpräparate in die krankhaften Veränderungen. Auch eine Behandlung mit Laserstrahlen und Stoßwelle konnte nicht die sie gerichteten Erwartungen erfüllen.
Die operative Behandlung dient der Wiederherstellung der Beweglichkeit. Auch die Operation kann die weitere Erkrankung der Erkrankung nicht verhindern. Die weitere Entwicklung der Erkrankung wird nicht beeinflusst.
Die einfachste operative Maßnahme ist der „perkutane Nadelfasziotomie„. Bei der „perkutanen Nadelfasziotomie“ (PNF) wird in örtlicher Betäubung eine scharfe Kanüle durch die Haut eingestochen. Einzelne Stränge unter der Haut werden mit der Kanülenspitze durchtrennt. Die Stränge selbst werden unter der Haut belassen. Mit der Methode wird in geeigneten Fällen unmittelbar eine Besserung der Beugestellung eines verkrümmten Fingers erzielt. Der Vorteil ist die Vermeidung einer offenen Operation und der damit verbundenen längeren Nachbehandlung und die mit einem operativen Eingriff verbundenen Risiken. Nachteilig ist, dass die Stränge in kürzerer Zeit als nach einer operativen Entfernung wieder zu einer Beugestellung des betroffenen Fingers führen. Wie bei einer offenen Operation besteht ein gewisses Risiko, Nerven und Sehnen zu durchtrennen.
Eine weitere konservative Behandlung ist das Einspritzen eines Medikaments („Kollagenase“, „Xiapex“). Eine kleine Menge des Medikaments wird direkt in den Strang eingespritzt. Dieser wird dabei nur punktuell am Ort der Injektion aufgelöst. Der Strang lockert sich auf und wird dann am Folgetag in örtlicher Betäubung manuell zerrissen. Die Behandlung ähnelt der Nadelfasziotomie – auch hier wird das Gewebe nicht entfernt, sondern punktuell unterbrochen. Das Medikament wurde inzwischen vom deutschen Markt genommen, wird aber im Ausland weiter angewendet.
Bei der offenen operativen Behandlung wird das krankhafte Gewebe aus der Hand herausgetrennt und entfernt. Hierzu ist ein Hautschnitt notwendig, der in seiner Länge der Ausbreitung der verhärteten Stränge entspricht. Bei starker Verkürzung sind im Rahmen der Operation eine Lösung eingesteifter Fingergelenke und gelegentlich auch eine Hautverpflanzung zum Ausgleich der Hautverkürzung notwendig.
Die Operation selbst erfordert handchirurgische Erfahrung. Das erkrankte Gewebe befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Sehnen, Nerven und Blutgefäßen. Um deren Beschädigung zu vermeiden, wird in einer Blutleere gearbeitet. Hierzu wird der Arm gewickelt und eine am Oberarm angelegte Manschette mit Luft gefüllt. Die Verwendung einer Oberarmmanschette erfordert eine Betäubung des gesamten Armes oder eine Vollnarkose. Notwendig ist neben der Blutleere eine optische Sichtvergrößerung und ein zum handchirurgischen Standard gehörendes mikrochirurgisches Instrumentarium.
Der Zeitpunkt für die Operation ist wesentlich: Ein zu früher Eingriff sollte vermieden werden, da – unabhängig davon, wie erfolgreich der ersteingriff war – im Zuge der weiteren Krankheitsentwicklung mit einer erneuten Strangbildung gerechnet werden muss. Wiederholte Eingriffe im gleichen Gebiet sind technisch schwieriger als die Erstoperation. Ein Folgeeingriff am gleichen Finger ist mit einer erhöhten Komplikationsrate behaftet und sollten daher nach Möglichkeit vermieden werden. Wird dagegen der Ersteingriff erst bei einer schon erheblichen Verkrümmung des Fingers durchgeführt, kann die eingetretene Verkürzung der verschiedenen Gewebe eventuell nicht mehr vollständig ausgeglichen und die Beugestellung des Fingers nicht vollständig behoben werden.
Jede operative Behandlung der Dupuytren’schen Erkrankung erfordert eine spezielle Nachbehandlung. Diese ist bei der Dupuytren’schen Erkrankung in besonderer Weise aufwendig und notwendig. Anfangs gehört dazu die Wundbehandlung bis zur vollständigen Abheilung. Bei stabiler Wundheilung soll frühzeitig mit einer Mobilisierung der Fingergelenke begonnen werden. Nicht selten besteht anfangs eine Tendenz zu einer erneuten Verkrümmung, verursacht durch die Narbenbildung im Operationsgebiet. Dem wird mit besonderen Hilfsmitteln begegnet. Hierzu gehört ein nächtlich getragener Handschuh in Streckstellung der Finger und im weiteren Verlauf eine sogenannte Quengelschiene zur Dehnung der Fingergelenke.
Regelhaft kommt es nach der Operation einer Dupuytren’schen Erkrankung zu einer Verdickung der Operationsnarbe und der unmittelbaren Umgebung. Diese entwickelt sich in den ersten Wochen nach der Operation in unterschiedlichem Grade. Die Verdickung lockert sich dann im Verlauf eines Jahres wieder. Eine gezielte Narbenbehandlung kann dies nicht verhindern, die Beschaffenheit der Narbe jedoch günstig beeinflussen.
Sowohl die Nadelfasziotomie als auch die Operation einer Dupuytren’schen Erkrankung sind nicht ohne Risiken und mögliche Komplikationen.
Sowohl bei der Nadelfasziotomie als auch bei der Entfernung der Stränge zu einer Verletzung von Nervenästen im Operationsbereich kommen. Die Folge ist eine Gefühlsstörung an den Fingern, die sich je nach Art der Schädigung nicht immer vollständig zurückbildet. Die Wahrscheinlichkeit einer Nervenverletzung soll beim Ersteingriff im kleinen einstelligen Prozentbereich liegen. Das Risiko einer Nervenbeschädigung ist bei Wiederholungseingriffen am operierten Finger deutlich höher. Ebenso selten ist die Verletzung kleinerer Blutgefäße mit der Folge einer Durchblutungsstörung. In sehr seltenen Fällen kann dies bis zum Fingerverlust führen.
Aussichten
Die Operation verhindert nicht die weitere Krankheitsentwicklung. Um wiederholte und die bei Wiederholungoperationen erhöhte Komplikationsrate zu vermeiden, sollte nicht bei beginnender Erkrankung operiert werden.
Empfehlung
Wirksame vorbeugende Maßnahmen sind nicht bekannt. In Frühstadien ohne Beeinträchtigung ist eine operative Therapie nicht sinnvoll. Eine Röntgenbestrahlung kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Isolierte Hohlhandveränderungen mit einer Beugestellung des ersten Fingergelenks können mit einer Nadelfasziotomie behandelt werden.
Ausgedehnte, in der Haut gelegenen Knoten und Verkrümmungen der Fingermittelgelenke werden mit einer operativen Entfernung der Knoten und Stränge behandelt.
Bei Wiederauftreten von Veränderungen ist Zurückhaltung gegenüber neuerlichen Operationen angebracht.
Letzte Aktualisierung: 10.10.2024