Druckversion als PDF Häufig gestellte Fragen Entfernung der ersten Handwurzelreihe Denervation des Handgelenks
Im Rahmen der Entwicklung einer Mondbeinnekrose kommt es zum allmählichen Untergang der Knochenstruktur des Mondbeins mit allmählichem Zusammenbruch des Mondbeins und langsamer Ausbildung einer Arthrose des Handgelenks.
Mondbein („Os lunatum“) bildet den zentralen Knochen der Handwurzel und damit des Handgelenks. Es ist größtenteils von Gelenkflächen überzogen und ist an allen Bewegungen des Handgelenks beteiligt.
Bei einer Mondbeinnekrose („Lunatummalazie“, „Kienböck’sche Erkrankung“) handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Knochengewebes. Ihre Ursache ist in den meisten Fällen unbekannt.
Die Beanspruchung der Hand, auch nicht im Rahmen schwerer Arbeit, führt nicht zur Entstehung einer Mondbeinnekrose. Allenfalls bei bestimmten Belastungen mit maschinengetriebenem Arbeitsgerät (Pressluftarbeit) wird ein Zusammenhang vermutet. Die Mondbeinnekrose verläuft über Jahre hinweg langsam zunehmend. Der Verlauf kann in Stadien eingeteilt werden.
Im Stadium I zeigt das normale Röntgenbild noch keine Veränderungen. Die Mondbeinnekrose kann nur im Kernspintomogramm (MRT, links im Bild, erkennbar an der Dunkelfärbung des erkrankten Knochens) nachgewiesen werden.
Mit der weiteren Krankheitsentwicklung stirbt der Knochen ab. Kennzeichen des Stadium II ist die Verdichtung der Knochenstruktur, erkennbar links im normalen Röntgenbild an der hellen Verfärbung des Mondbeins („Os lunatum“).
Mit dem weiteren Verlauf kommt es im Stadium III zum Zusammenbruch der Knochenstruktur (Abbildung links). Der Knochen verkürzt sich. Häufig kommt es in diesem Stadium zum spontanen Bruch. Die Gelenkflächen des Handgelenks verändern sich durch die Lageänderung der Handwurzelknochen.
Im Stadium IV besteht eine Arthrose des Handgelenks durch den Verlust des Gelenkknorpels.
Die Symptome einer Mondbeinnekrose sind uncharakteristisch. Meist bestehen aus Handgelenksbeschwerden über einen längeren Zeitraum, die allmählich in der Intensität zunehmen.
Die körperliche Untersuchung zeigt anfangs nur wenige Veränderungen. Erst im späteren Verlauf entwickelt sich eine Bewegungseinschränkung des Handgelenks. Bevor im Röntgenbild etwas zu erkennen ist, kann im Anfangsstadium mit einer Kernspintomografie (MRT) die Durchblutungsstörung nachgewiesen werden. Eine Röntgenuntersuchung zeigt die Veränderungen zuverlässig erst im zweiten Stadium. Die Computertomografie (CT) kann die Knochenfeinstruktur besser abbilden und wird daher meist vor einer operativen Behandlung durchgeführt. In manchen Fällen ist eine Spiegelung („Arthroskopie“) des Handgelenks angezeigt, um Veränderungen des Gelenkknorpels erkennen zu können. Durch die Untersuchungen wird die Mondbeinnekrose entsprechend ihrem Verlauf in die definierten Stadien eingeteilt. Diese Stadieneinteilung bildet die Grundlage einer Therapieplanung und der Entscheidung für ein bestimmtes Verfahren.
Behandlung
Im Stadium I, immer dann, wenn die Veränderungen nur im Kernspintomogramm zu sehen sind, kann eine Ruhigstellung im Unterarmgipsverband erfolgreich sein. Diese wird über 2-3 Monate in einem Schienenverband durchgeführt. Nach Abnahme der Schiene kann das Kernspintomogramm die Besserung bestätigen. Eine weitergehende Entlastung des Mondbeins kann durch eine vorübergehende Fixierung der benachbarten Handwurzelknochen (Kahnbein, großes und kleines Vieleckbein) mit Drahtstiften erzielt werden („Temporäre STT-Arthrodese“). Diese werden unter Betäubung durch die Haut eingebohrt und erst nach einigen Monaten wieder entfernt. Bei jungen Patienten im Stadium I kann in günstiger Situation die Entwicklung der Erkrankung aufgehalten werden. Eine Heilung ist in diesem Stadium noch prinzipiell möglich.
Im Stadium II, wenn die Knochenstruktur noch nicht zusammengebrochen ist, kann das Mondbein in bestimmten Fällen durch Einsetzen eines gefäßgestielten Knochenspans aus der Speiche zur Ausheilung gebracht werden. Die Operation ist kompliziert, sie verlangt mikrochirurgische Techniken und eine besondere Erfahrung des Operateurs. Auch bei erfolgreichem Verlauf ist mit langen Ausheilungszeiten zu rechnen.
In den Stadien I, II und III haben Operationen, durch die der Druck auf das Mondbein verringert wird, einen positiven Einfluss auf die weitere Entwicklung und auch die subjektiven Beschwerden. Ob hierdurch eine vollständige Heilung möglich ist, hängt ganz wesentlich vom Erkrankungsstadium ab. Die wichtigsten druckentlastenden Operationen sind die Verkürzung der Speiche und die Verbindung der daumenseitigen Handwurzelknochen („STT-Arthrodese“).
Verblockung der daumenseitigen Handwurzelknochen („STT-Arthrodese“) bei einer Mondbeinnekrose im Stadium III. Das Mondbein erfährt hierdurch eine Druckentlastung.
Verkürzung der Speiche zur Druckentlastung des Monbeins bei eienr Mondbeinnekrose im Stadium II.
Beide Operationen können die Beschwerden lindern und das Fortschreiten der Veränderungen am Mondbein verlangsamen. Der Erfolg kann bei beiden Verfahren nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden. Wenn die Erkrankung weiter fortschreitet und der Knorpel des Handgelenks erhalten ist, kommt die komplette Entfernung des Mondbeins und der benachbarten Handwurzelknochen („proximal row carpectomy“).
Stadienunabhängig ist in allen Stadien der Mondbeinnekrose eine Linderung der Handgelenksschmerzen durch eine Unterbrechung schmerzleitender Nervenfasern („Denervation„) möglich. Das Schmerzempfinden wird hierdurch nicht vollständig beseitigt, so doch in den meisten Fällen deutlich gemindert. Das Gefühl an den Fingern wird nicht beeinträchtigt. Die Methode ist in allen Stadien entweder allein oder in Verbindung mit einer der oben beschriebenen operativen Maßnahmen wirksam.
Die Behandlung der Mondbeinnekrose im Stadium IV bei bereits eingetretener Handgelenksarthrose unterscheidet sich nur wenig von der Behandlung anderer Formen der Handgelenksarthrose. Eine Versteifung in funktionsgünstiger Stellung kann bei fortschreitender Erkrankung und schon entwickelter Handgelenksarthrose zur Schmerzbeseitigung angeraten sein.
Empfehlung
Eine Heilung der Mondbeinnekrose ist nur in frühen Stadien möglich, entweder durch Ruhigstellung oder Einsetzen eines Knochenspans, selten auch einmal durch eine druckentlastende Operation.
In fortgeschrittenen Stadien können Schmerzen gelindert, die Veränderungen selbst nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Eine generelle Therapieempfehlung für alle Stadien der Mondbeinnekrose kann nicht gegeben werden. Das Verfahren ist vom Stadium der Erkrankung, der Intensität der Beschwerden und den funktionellen Erfordernissen abhängig und wird individuell festgelegt.
Letzte Aktualisierung: 5.12.2024