30. Dezember 2024

Geschlossene („minimalinvasive“) Osteosynthese bei Kahnbeinfraktur

Druckversion als PDF

Bei verschobenen oder verzögert festgestellten Kahnbeinfrakturen verbessert eine Osteosynthese die Heilungswahrscheinlichkeit. Bei unverschobenen Brüchen kann die Immobilisationszeit deutlich verringert werden.

Operationsprinzip

Über einen minimalen Hautschnitt wird ein Drahtstift unter Röntgenkontrolle über die Fraktur durch beide Kahnbeinfragmente gebohrt. Liegt er korrekt, wird eine durchbohrte („kanülierte“) Doppelgewindeschraube über den Draht gedreht. Beide Gewinde haben jeweils einen unterschiedlichen Abstand der Gewindegänge („Steigung“). Beim Eindrehen der Schraube kommt es hierdurch zur Kompression auf die Bruchfläche.

Vor der Operation

Allgemeine Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen waren Gegenstand des Vorbereitungsgesprächs. Über das Verhalten vor der Operation wurde mit dem Anästhesisten gesprochen, speziell über Medikamente, Essen und Trinken am OP-Tag. Im Besonderen gilt dies für eine eventuelle Blutverdünnung und Allergien (Penicillinallergie).

Hautveränderungen im OP-Bereich und am zu operierenden Arm sollten dem Operateur bekannt sein. Dies gilt auch für alle zwischenzeitlich aufgetretenen Erkrankungen.

Blutleere

Zur minimalinvasiven Verschraubung ist keine Blutleere notwendig. Nur wenn es nicht gelingt, die Fragmente geschlossen zu richten, und doch eine Öffnung der Fraktur notwendig ist, wird eine Blutleere angelegt.  Dazu wird am Oberarm eine Blutdruckmanschette angelegt. Der Arm wird mit einer Binde bis zur Manschette gewickelt, diese dann wie beim Blutdruckmessen gefüllt. Der Druck bleibt bis zum Hautverschluss bestehen. Schäden hierdurch sind bei der Dauer der Operation nicht zu befürchten.

Betäubung

Eine Armbetäubung ist ausreichend, alternativ ist eine Vollnarkose möglich.

Operationsablauf

Der kleine Hautschnitt liegt über dem tastbaren Teil des Kahnbeins am beugeseitigen Handgelenk. Zunächst wird unter Kontrolle im Röntgengerät ein kleiner Metallstift („Kirschner-Draht“) in das obere („körperferne“ Fragment bis zur Fraktur eingebohrt. Ist der Bruch verschoben, wird er von außen durch Bewegung und Lageveränderung des Handgelenks gerichtet; gelegentlich ist hierzu eine zweiter, in das obere Fragment eingebohrter Kirschner-Draht notwendig. Stimmt alles, wird der Kirschner-Draht über die Fraktur in das untere („körpernahe“) Fragment eingebohrt.  Nach Röntgenkontrolle kann dessen Lage nochmals korrigiert werden. Zur definitiven Stabilisierung wird eine zentral perforierte („kanülierte“) Doppelgewindeschraube über den Stift in das Kahnbein gebohrt. Die beiden Gewinde besitzen eine unterschiedliche Steigung. Mit dem Eindrehen der Schraube werden die Frakturfragmente damit aufeinandergedrückt. Nach abschließender Röntgenkontrolle und Dokumentation wird die Haut geschlossen. Nach der Operation werden ein Verband und eine Schiene angelegt.

Nach dem Eingriff

Nach 10 Tagen werden die Fäden gezogen. Wie es weitergeht, hängt vom Frakturtyp und der Stabilität der Osteosynthese ab. Meist ist die Fraktur mit der erfolgten Versorgung dann „übungsstabil“ – das Handgelenk kann ohne Belastung bewegt werden. Die Knochenbuchheilung dauert insgesamt ca. 3 Monate. In dieser Zeit kann die Belastung zeitlich gestaffelt langsam angepasst werden.

Die Heilung wird im Röntgenbild überprüft. Bis zur vollständigen knöchernen Konsolidierung und uneingeschränkter Belastbarkeit können einige Monate vergehen.

Risiken und Komplikationen

Eine Kahnbeinverschraubung ist wie alle Osteosynthesen ist ein technischer Vorgang mit technischen Fehlermöglichkeiten. Bei nicht perfekter Fragmentstellung oder Schraubenlage kann die knöcherne Heilung verzögert sein oder im schlimmsten Fall ausbleiben.

Weitere Ausblicke

Bei unkomplizierter Knochenbruchheilung ohne verbliebene Fehlstellung kann mit einer (fast) freien Funktion gerechnet werden. Eine minimale Bewegungseinschränkung kann immer zurückbleiben. Heil der Bruch im seltenen Fall nicht aus, hat ein Folgeeingriff noch Chancen auf Ausheilung.

Letzte Aktualisierung: 5.12.2024