21. November 2024

Kapsel, Bänder und Gelenke

Die Bewegung eines Gelenks wird durch Bänder geführt und begrenzt. Eine gewaltsame Bewegung kann zur traumatischen Ruptur des betroffenen Gelenks mit resultierender Instabilität oder zur Ausrenkung führen.

Gelenke bestehen aus den knöchernen Gelenkflächen, die mit einer Knorpelschicht überzogenen sind. Gelenke sind mit einer Kapsel gegen das umgebende Gewebe abgeschlossen. Innerhalb der Kapsel reduziert ein feiner Flüssigkeitsfilm die Reibung bei der Bewegung. Dieser wird durch die Gelenkinnenhaut („Synovialis“) gebildet. Der Bewegungsumfang der Gelenke wird durch Faserzüge (Bänder) begrenzt. Die meisten Fingergelenke erlauben nur eine Beugung und Streckung, während seitliche Bewegungen durch straffe Faserzüge begrenzt oder verhindert werden (Seitenbänder). Am Handgelenk ist die Angelegenheit komplizierter. Es gibt hier Bänder zwischen Elle und Speiche, zwischen Elle, Speiche und den Handwurzelknochen und zwischen den Handwurzelknochen untereinander.

Vollständige Ausrenkung („Luxation“) des Mittelgelenks am Kleinfinger

Eine Streckung über das geführte Bewegungsmaß hinaus wird durch die Bänder verhindert. An den Fingern ist dies vor allem die knorpelverstärkte beugeseitige Kapsel. Bei einer gewaltsamen Bewegung über das erlaubte Bewegungsmaß kommt es zum Bänder- und Kapselriss.

Eine stärkere Gewalteinwirkung führt zur vollständigen Ausrenkung des Gelenks („Luxation“). Bei einer solchen Ausrenkung bleibt das Gelenk zunächst in der Fehlstellung. Es kann nur durch eine Manipulation von außen („Reposition“) wieder in seine normale Lage gebracht werden.

Die unmittelbare Folge eines Bänderrisses und auch einer Luxation ist zunächst ein zumindest teilweiser Stabilitätsverlust des Gelenkes. Im Rahmen der Heilungsvorgänge kommt es nicht nur zum Zusammenwachsen der ursprünglich gerissenen Gewebeanteile, sondern auch zur Verklebung der Gewebeschichten untereinander. Die Folge ist in manchen Fällen eine Bewegungseinschränkung, die auch mit Kraft nicht vollständig überwunden werden kann.

Mögliche Folgen eines Kapselabrisses oder einer Ausrenkung sind daher sowohl eine Instabilität verschiedenen Grades als auch eine Bewegungseinschränkung des Gelenks. Beides soll durch eine zielgerichtete Behandlung verhindert werden.

Der Verdacht auf das Vorliegen einer Kapsel- oder Bandverletzung ergibt sich als Ergebnis der körperlichen Untersuchung. Mit einer Röntgenuntersuchung kann eine knöcherne Fehlstellung wie eine Ausrenkung festgestellt werden. Die Darstellung der Bänder und der Kapsel selbst ist im Ultraschall oder auch im Kernspintomogramm möglich. Ob eine solche Untersuchung notwendig ist, hängt von der Art der Verletzung ab.

Auch die Behandlung ist für verschiedene Kapsel- und Bandverletzung ganz verschieden. Kapselverletzung an den Fingergelenken werden meistens nicht operiert.  Anders ist dies bei den Verletzungen des Daumengrundgelenks und des Handgelenks. Eine Ausrenkung (Luxation) ist ein medizinischer Notfall und soll innerhalb weniger Stunden nach der Verletzung definitiv behandelt sein.

Die Heilung ist insgesamt eine langwierige Angelegenheit. Kapsel und Bänder bezeichnet man als langsam wachsendes („bradytrophes“) Gewebe. Bis zur vollständigen Verheilung vergehen Wochen und Monate.

Auch kann es nach einer Bandverletzung durchaus zu einem funktionell ungünstigen Ergebnis kommen. Der Umgang mit dem verletzten Finger oder Handgelenk soll bis zur vollständigen Verheilung nicht dem Zufall überlassen werden.

Letzte Aktualisierung: 10.10.2024