Die Öffnung des Kubitaltunnels am Ellenbogen führt zur Druckentlastung des Nervus ulnaris. Das gestörte Gefühl an Ring- und Kleinfinger und die Schwäche der kleinen Handmuskeln kann sich in den Monaten danach kann allmählich bessern.
Operationsprinzip
Bei der Operation wird die innenseitig am Ellenbogen über dem Nerven gelegene Faserplatte komplett durchtrennt und offen belassen. Nur wenn der Nerv im Anschluss daran bei Beugung des Ellenbogens aus dem Kanal über den Oberarmknochen herausspringt, wird er in gleicher Sitzung komplett vor den Ellenbogen verlagert („Vorverlagerung“).
Blutleere
Zur Operation ist eine Blutfreiheit erforderlich. Hierzu wird der Arm mit einer Binde gewickelt und am Oberarm eine Stauungsmanschette angelegt. Der Druck bleibt bis zum Wundverschluss bestehen. Schäden im Gewebe durch die Blutleere sind bei diesem kurzen Eingriff in keiner Weise zu befürchten.
Betäubung
Aufgrund der Verwendung einer Blutleere ist eine Armbetäubung oder Vollnarkose notwendig.
Eingriff
Der Hautschnitt liegt an der Innenseite des Ellenbogens. Die Gewebeschichten unter der Haut werden getrennt. Das über dem Nerven gelegene Band („Unterarmfaszie“) wird über die Länge des Hautschnitts hinaus bis in die Muskulatur am Unterarm durchtrennt. Anschließend erfolgt eine Bewegungsprüfung des Ellenbogengelenks. Bleibt der Nerv in seinem Kanal, wird der Eingriff beendet und die Haut mit wenigen Stichen geschlossen. Nach der Operation wird ein Verband angelegt, eine Schiene ist nicht erforderlich.
Bei der Operation erfolgt nach der Nervenlösung eine Bewegungsprüfung des Ellenbogengelenks. Tritt der Nerv dann bei der Bewegungsprüfung aus dem Knochenkanal über den Oberarmknochen nach vorne, ist eine vollständige Vorverlagerung sinnvoll. Der Hautschnitt wird dann in Richtung auf den Oberarm verlängert und der Nerv bis zum Oberarm aus dem Gewebe gelöst. Er kann dann ohne Spannung vor den Oberarmknochen verlagert werden.
Besteht bei der Operation eine gewisse Blutungsneigung, wird eine Drainage eingelegt. („Redon-Drainage“). Diese wird mit einem Silikonschlauch zu einem Vakuumgefäß verbunden und nimmt über Nacht eventuell gebildetes Sickerblut auf. Die Haut wird danach verschlossen. Nach dem Wundverschluss wird ein Verband und zusätzlich eine Schiene vom Oberarm bis zum Handgelenk angelegt.
Nachbehandlung
Wurde lediglich eine Durchtrennung der Faserschichten über dem Nerven durchgeführt, wird ersten Tag nach dem Eingriff der Verband gewechselt, typischerweise gegen ein Pflaster, dass die Wunde nach außen abschließt. Ein spezielles Übungsprogramm in den ersten Tagen ist nicht erforderlich. Nach 10-12 Tagen werden die Fäden entfernt. Bis dahin sollte die Wunde trocken bleiben.
Im Falle einer Vorverlagerung wird die Schiene wieder angelegt und bis zum Fadenzug nach 10 Tagen belassen.
Nach dem Fadenzug kann der Ellenbogen bewegt werden. Eine spezielle funktionelle Therapie ist in den meisten Fällen nicht erforderlich.
Risiken und Komplikationen
Durch den Hautschnitt kann es zur Beschädigung kleiner, den Wundverlauf kreuzender Hautnerven kommen. Folge kann eine überempfindliche Narbe und eine Gefühlsstörung der Haut im Narbenbereich sein.
Eingriffstypische, aber ausgesprochen seltene Komplikationen sind eine Beschädigung des Nervens im Rahmen der Operation oder eine unvollständige Öffnung und Druckentlastung durch den Eingriff.
Ausblick
Inwieweit der Nerv sich nach der Operation erholt, hängt vom Grad der vorbestehenden Schädigung und ihrer Dauer ab.
Die Nervenerholung ist ein langwieriger Vorgang. Sie beginnt am Ort der Schädigung und setzt sich in Richtung auf die Hand fort. Dies dauert ca. 1 mm/ Tag – damit ist eine Regenerationszeit von 1- 2 Jahren durchaus möglich.
Eine zumindest graduelle Erholung der Gefühlsstörungen an Ring- und Kleinfinger ist in den meisten Fällen möglich. Die Rückbildung einer vorbestehenden Muskellähmung ist auch nach der Operation unwahrscheinlich. Zumindest eine weitere Verschlechterung in der Zukunft kann jedoch durch den erfolgreichen Eingriff verhindert werden.
Letzte Aktualisierung: 10.10.2024