Ein Glomustumor ist ein meist sehr kleiner, schmerzhafte und dabei gutartiger Tumor, der meist unter dem Nagelbett, aber auch an jeder anderen Stelle der Hand entwickelt sein kann.
Gutartige Tumoren sind örtliche Gewebeneubildungen, die rundlich -abgekapselt sind und allmählich an Größe zunehmen. An der Hand können sich verschiedene Formen gutartiger Tumoren entwickeln. In den meisten Fällen imponieren diese als rundliches Knötchen und sind völlig schmerzfrei.
Ein bestimmter gutartiger Tumor hingegen ist äußerst schmerzhaft.
Der sogenannte Glomustumor entsteht aus dem Gefäßbindegewebe. Er misst selten mehr als wenige Millimeter. Er entwickelt sich meistens unterhalb des Fingernagels in der Gewebeschicht, zwischen der Knochenhaut des Endgliedknochens und dem darüberliegenden Nagelbett mit der Nagelwachstumszone. Ein Glomustumor kann, auch wenn auch seltener, an jeder anderen Stelle der Hand und an anderer Körperstelle vorkommen.
Symptome
Schon bei geringer Größe bestehen intensive Schmerzen, die sich mit Schmerzmitteln nur schwer beeinflussen lassen. Typisch sind ausstrahlende Schmerzen und auch eine Temperaturfühligkeit. Charakteristisch sind Schmerzen auf Druck auf den Nagel, die sich oft punktgenau lokalisieren lassen. In der Regel ist der Beginn schleichend und nimmt ganz allmählich über Monate und Jahre hin zu.
Aufgrund seiner geringen Größe kann er häufig anfangs nicht festgestellt werden, so dass die Ursache der Schmerzen lange verborgen bleibt. In besonderer Weise gilt dies für Tumoren in Nagelbettnähe.
Untersuchung
Das Wichtigste ist, an die Möglichkeit das Vorliegen eines solchen Tumors zu denken und gezielte Untersuchungen vorzunehmen. Manchmal kann der Tumor von außen erkannt werden – so etwa in Form einer umschriebenen rötlichen Verfärbung unter dem Fingernagel. Durch Druck auf den Herd werden die Schmerzen provoziert. In anderen Fällen ist der Tumor nicht unmittelbar zu sehen. Dies ist der Fall, wenn er unter der angrenzenden Haut am Fingernagel gelegen ist. Auch kleine Glomustumoren außerhalb des Nagels können manchmal bei der Untersuchung nur schwierig getastet werden. Meist hilft die Schmerzlokalisation und zeigt den Weg für gezielte weitere Untersuchung.
Eine Kernspintomografie (MRT) kann den Tumor darstellen, wenn auch nicht mit Sicherheit. Bei sehr kleinen Tumoren können diese auch hier unerkannt bleiben. Dies hängt davon ab, welche Technik bei der Kernspintomografie verwendet wird und wie eng die untersuchten Gewebeschichten beieinanderliegen. Gleichwohl ist es sinnvoll, eine Kernspintomografie durchzuführen, um bei der Operation anhand von anatomischen Bezügen diesen exakt lokalisieren zu können.
Die empfindlichste Darstellungsmethode ist die hochauflösende Ultraschalluntersuchung. Auch Glomustumore, die im Kernspintomogramm nicht zu sehen waren, können hiermit in häufigen Fällen nachgewiesen werden. Gleiches gilt für solche an anderer Stelle als unter dem Fingernagel. Erforderlich für die Ultraschalluntersuchung ist ein spezieller Schallkopf, wie er typischerweise bei der Untersuchung von feinen Nervenästen von Neurologen verwendet wird. Auch ist eine spezielle Erfahrung hierbei erforderlich.
Behandlung
Ist die Diagnose gestellt, kann der Tumor durch einen vergleichsweisen kleinen Eingriff in einer örtlichen Finger Betäubung beseitigt werden. Notwendig ist eine Sichtvergrößerung durch Lupenbrille und ein mikrochirurgisches Instrumentarium. Bei einer typischen Lokalisation zwischen Knochenhaut und Nagelbett wird ein Teil des Nagels abgehoben und entfernt. Das Nagelbett wird längst eröffnet und der darunterliegende Knoten aus der Umgebung ausgelöst. Das Nagelbett wird mit feinem Nahtmaterial wieder verschlossen. Im Regelfall sind die Schmerzen nach einem solchen Eingriff unmittelbar beseitigt.
Weitere Aussichten
Im Regelfall sind die tumorbedingten Schmerzen mit dessen Entfernung unmittelbar beseitigt. Der teilweise entfernte Nagel wächst meist in normaler Form nach. Als mittelbare Operationsfolge kann in seltenen Fällen eine Störung des Nagelbetts zurückbleiben, insbesondere dann, wenn der Knoten sich in der Umgebung der Nagelwachstumszone befindet. Dies kann eine Aufwerfung des Nagels oder in ungünstiger Situation eine längs verlaufende Nagelrille sein. Das Risiko für die Entstehung einer solchen Nagelwachstumsstörung ist dann größer, wenn sich der Glomustumor im 1. Drittel des Nagels unter der Nageltasche befindet.
Auch wenn der Tumor gutartig, kann er sich nach der Operation erneut an gleicher Stelle neu bilden („Rezidiv“), manchmal erst nach mehreren Jahren. Dies hängt damit zusammen, die Oberfläche und Kapsel sehr verletzlich sind. Bleiben mikroskopisch kleine Gewebereste zurück, entwickelt sich der Tumor neu, obwohl er grundsätzlich gutartig ist. Treten nach einem beschwerdefreien Intervall erneut Beschwerden im Operationsgebiet auf, muss dies abgeklärt werden.
Empfehlung
Bei uncharakteristischen und dabei genau lokalisierbaren Beschwerden sollte eine Möglichkeit eines Glomustumors gedacht werden.
Wurde der Verdacht einmal geäußert, kann die Diagnose in den allermeisten Fällen durch eine Kernspintomographie oder Ultraschalluntersuchung gestellt werden.
Es gibt keine Behandlungsalternative außer der adäquaten chirurgischen Therapie.
Letzte Aktualisierung: 5.12.2024