Frakturen an der Mittelhand und an den Fingern gehören zu den häufigsten Knochenbrüchen. Eine Heilung in Fehlstellung oder eine Verklebung mit Gelenkkapsel und Sehnen kann zu bleibenden Einschränkungen führen.
Ein Knochenbruch führt auch immer zu einer Beschädigung der umgebenden Strukturen. Besonders an der Hand sind Gelenke und Sehnen unmittelbar benachbart und zusätzliche Verletzungen sind hier möglich.
Im Rahmen der knöchernen Heilung eines Knochenbruchs werden die Frakturfragmente zunächst durch ein Bindegewebe überbrückt. Dieses lagert dann Kalksalz ein und dieses entwickelt sich allmählich zur Knochenstruktur. Die Heilungstendenz der Knochenbrüche an der Hand ist aufgrund der hier sehr guten Durchblutung generell gut. Aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft der sonstigen Strukturen des Bewegungsapparates kommt es gerade an der Hand nicht nur zur Heilung des Knochens, sondern auch zu Verklebungen mit den umgebenden Geweben. Gerade an der Hand sind daher trotz guter knöcherner Heilung Bewegungseinschränkungen durch die Verwachsungen mit Sehnen und Gelenkkapsel möglich. Diese Tendenz ist nach einer operativen Behandlung deutlich größer. Die Verheilung der Operationswunde selbst führt zu einer zusätzlichen Verklebungstendenz.
Ganz selten bleibt die Heilung eines Knochenbruchs aus. Die Fragmente bleiben gegeneinander beweglich. Man bezeichnet dies als ein Falschgelenk oder „Pseudarthrose„. An den Mittelhand- und Fingerknochen ist dies ausgesprochen selten. Dies wird sehr selten bei ganz bestimmten Brüchen der Handwurzel beobachtet.
Knochenbrüche können in der Regel schon bei der körperlichen Untersuchung vermutet werden. Zur schmerzhaften Bewegungseinschränkung kommt häufig eine erkennbare Fehlstellung. Gelegentlich manifestiert diese sich erst mit der Bewegung.
Die meisten Knochenbrüche an Mittelhand und Fingern können mit einfachen Röntgentechniken sicher diagnostiziert werden. Eine dreidimensionale Darstellung mittels einer Computertomografie ist hilfreich, wenn der Frakturverlauf nicht vollständig übersehen werden kann. Von Wichtigkeit ist dies bei der Therapie- und insbesondere der Operationsplanung. Eine Kernspintomografie (MRT) hilft bei der Feststellung von nicht knöchernen Veränderungen so zum Beispiel bei Sehnen und Kapselverletzungen.
Die Behandlung der Finger- und Mittelhandfrakturen richtet sich nach Lokalisation und Frakturform.
Unverschobene Brüche ohne Gelenkbeteiligung sollen konservativ (nichtoperativ) behandelt werde. Eine Gipsruhigstellung und nachfolgende Übungsbehandlung sind hier ausreichend; die Ergebnisse sind in aller Regel gut. Die Heilungstendenz unter konservativer Behandlung ist gut. Komplikationen operativer Behandlungsverfahren werden vermieden. Hierzu gehören in erster Linie operationsbedingte Verklebungen und Verwachsungen mit entsprechenden Bewegungseinschränkungen. Nach konservativer Behandlung kann es zur Fehlstellung kommen, in manchen Fällen kann sich diese auch erst im Verlauf der Ruhigstellung entwickeln.
Operiert werden sollten offene Brüche zur Vermeidung von Wundheilungsstörungen und Infektionen.
Geschlossene Frakturen werden nur dann operiert, wenn eine Fehlstellung geschlossen nicht korrigiert werden kann und hierdurch Einschränkungen zu erwarten sind.
Bei der Operation werden zunächst die Bruchstücke entweder geschlossen (ohne eine Öffnung der Haut) oder offen (über einen Hautschnitt) eingerichtet („reponiert“). Zur Fixierung werden bei geschlossenem Vorgehen Metallstifte („Kirschner-Drähte“) und bei offenem Eingriff kleine Schrauben- und Platten verwendet.
Zur Anwendung kommen hier fast ausschließlich Titan-Platten und Schrauben, die keine allergischen Reaktionen hervorrufen und in den meisten Fällen nicht mehr entfernt werden müssen. Metallstifte („Kirschner-Drähte“) bestehen aus Osteosynthesestahl. Sie werden vom Körper abgegrenzt und können sich lockern und wandern. Auch haben sie ein Allergisierungspotential und sollten daher entfernt werden. Schrauben müssen nach verheilter Fraktur nicht immer entfernt werden: Das verwendete Titan bewirkt keine Reizung des Gewebes. Bei Platten kommt es auf deren Größe und Lage an. Eine Plattenentfernung sollte nicht später als ein Jahr nach der Osteosynthese erfolgen. Jahre danach ist eine Entfernung oft nicht mehr möglich.
Die Operation einer Fraktur ist ein mechanischer Vorgang mit technischen Schwierigkeiten. Nicht immer gelingt es, die ursprüngliche Stellung der Fragmente perfekt zu rekonstruieren; gelegentlich kann eine Fehlstellung zurückbleiben. Abhängig von ihrer Ausprägung kann eine Bewegungsstörung des betroffenen Fingers resultieren. Nach einer Fraktur an der Hand kann es durch Verklebungen des Knochens mit Sehnen und Gelenkkapseln zu einer Bewegungseinschränkung kommen, auch nach unkomplizierter Knochenheilung. Nach operativer Behandlung ist dies häufiger als nach konservativer Behandlung.
Empfehlung
Frakturen an der Hand sollten wenn immer möglich konservativ (nichtoperativ) behandelt werden.
Die Frakturbehandlung an der Hand erforderte eine aufmerksame Nachsorge.
Sind Frakturfolgen verblieben, sind häufig operative Korrekturen möglich.
Letzte Aktualisierung: 10.10.2024